Zeitreise durch 175 Jahre Feuerwehrgeschichte

Nachfolgend erhalten Sie einen Einblick in 175 Jahre Mühlburger Feuerwehrgeschichte. Anlässlich unseres Jubiläums werden wir die Geschichte wöchentlich bis zu unserem großen Jubiläumswochenende am 23. & 24. September aktualisieren. Bleiben Sie gespannt!


10.03.2023
Vor genau 175 Jahren, am 10. März 1848, wurde unter der Leitung eines Verwaltungsrates die „Freiwillige Feuerwehr Mühlburg“ gegründet. Zu diesem Anlass möchten wir Sie bis zu unserem Festwochenende im September mit auf eine Zeitreise nehmen und präsentieren Ihnen in den nächsten Wochen Einblicke in die letzten 175 Jahre Feuerwehrwesen in Mühlburg.
Schon vor der Gründungszeit einer organisierten und ausgebildeten Feuerwehr in Mühlburg erhielt die damals noch eigenständige Stadt bereits 1754 die erste Feuerwehrleiter, die aus Umlagen bezahlt werden konnte. Im Jahre 1806 folgte dann die erste Feuerspritze, für deren Beschaffung die von Seldeneckschen Erben 400 Gulden und die Regierung 280 Gulden bewilligte. Das Bild zeigt die Feuerlöschspritze der Stadtgemeinde Mühlburg (Baden) aus dem Jahre 1855.


17.03.2023
Zu sehen ist hier der Spielmannszug der Mühlburger Wehr. Das Bild muss Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sein, auf ein genaues Datum können wir es heute leider nicht mehr beziffern.
Hinter dem Bild verbirgt sich eine Geschichte, die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten: Wir schreiben das Jahr 1976, als uns dieses Bild am 10. Januar von dem Mühlburger E. Mayer übergeben wird. Zusammen mit dem Bild, wird ein Grußschreiben überbracht, das wir hier gerne zitieren möchten.
„An die freiwillige Feuerwehr Mühlburg!
Anbei möchte ich der Mühlburger Wehr eine historische Karte überreichen. Es sind 3 Bilder aus der guten alten Zeit, die den Spielmannszug der Mühlburger zeigt. Jawohl auch wir hatten mal einen Spielmannszug. Mein Großvater war aktives Mitglied und Tambour. Jede Woche war einmal Probe hinter dem Nordstern, wo damals noch Rübenfelder waren. Die Bilder sind ungefähr zwischen 60 und 70 Jahre alt. Würde mein Großvater noch leben, würde er jetzt 101 Jahre alt werden. Das große Bild hing an einer Zimmerwand wo es im Krieg ausgebrannt war, alles war kurioserweise Schutt, nur das Bild hing rußgeschwärzt an der Wand. Die eine Postkarte zeigt den Spielmannszug bei einem Festzug in Bulach, die andere ist gegenüber des jetzigen Gerätehauses in der Hardtstraße, vor dem […] der Fa. […] aufgenommen. Ich habe die Bilder stets in Ehren gehalten, waren sie doch auch halbwegs ein Stück aus meiner Jugend und Mühlburg. Mögen die Bilder auch bei Euch einen ehrenhaften Platz erhalten. In der Hoffnung Euch eine Freude gemacht zu haben grüße ich recht herzlich.“


24.03.2023
Wir blicken zurück in die 1930er Jahre, als gegen Ende des Jahrzehnts das 90-jährige Jubiläum gefeiert werden konnte.
Obwohl die Wehr politisch neutral war, musste sie nunmehr unter den gegebenen Verhältnissen und durch die ständigen Eingriffe des Staates im Laufe der Zeit eine Wandlung in ihrer Struktur erfahren. Im Jahre 1937 wurde auf höhere Anordnung die noch verbliebene Selbständigkeit der einzelnen Wehren in Karlsruhe aufgehoben und zu einem Korps „Freiwillige Feuerwehr Karlsruhe-Durlach“ zusammengeschlossen. Innerhalb dieser Feuerwehr konnte von einer Selbständigkeit nur insoweit noch gesprochen werden, als die einzelnen Abteilungen ihre Verwaltung ohne staatliche finanzielle Hilfe durchführen konnten bzw. mussten. Allmählich wurde die Wehr zu einer Polizeiexekutive besonderer Art. Alle diese Erscheinungen in der staatspolitischen Führung stellten auch den Wehrbetrieb zwangsweise um. So wurden die Wehrmänner z.B. zu Luftschutzübungen herangezogen und überhaupt dem Luftschutzdienst zugeteilt. An der neutralen Haltung der Feuerwehr aber
hatte sich nichts geändert. Führung und Wehrmänner hielten fest an der alten Tradition. An dem politischen Treiben hatten sie keinen Anteil.
Im Jahre 1938 konnte in größerem Rahmen das 90-jährige Jubiläum gefeiert werden. Eine groß angelegte Übung am „Nordstern“-Wohnblock (der trotz heftiger Zerstörungen im 2. Weltkrieg wieder nach altem Muster aufgebaut wurde) vereinigte die Feuerwehren aus Mühlburg, Grünwinkel, Daxlanden, Innenstadt, Durlach, die Wehr der Sinner A.G. und die Berufsfeuerwehr. Eine Abteilung der Baden- Badener Wehr führte die damals neu aufgekommenen Lanningerrohre vor, die auch auf die Zuschauer einen großen Eindruck machten. Das Ganze aber bot nicht nur ein prächtiges Bild, sondern war zugleich eine Leistungsprobe jeder der beteiligten Wehren, die allerseits volle Anerkennung fanden und reiches Lob ernteten. Lange Zeit hernach wurde noch davon gsprochen. (Text z.T. aus der Festschrift zum 110-jährigen Jubiläum 1958)


31.03.2023
Unsere Zeitreise innerhalb 175 Jahren Mühlburger Feuerwehrgeschichte geht weiter und führt uns heute zurück in die Nachkriegsjahre. Lesen Sie, wie es hier um die Feuerwehren stand und wie ein Mühlburger Kamerad zum Chef der Karlsruher Feuerwehr bestellt wurde:
Während den Kriegsjahren bis 1945 taten die Kameraden ihre Pflicht bei der Wehrmacht, beim Sicherheits- und Hilfsdienst. Viele von ihnen sahen ihre Angehörigen und ihre geliebte Heimat allerdings niemals wieder. Der eigentliche Wehrbetrieb lag fast völlig darnieder. Durch den Tod des allgemein sehr beliebten 1. Kommandanten Alfred Wenner (senior) durch eine Rauch- und Phosphorvergiftung bei den Löscharbeiten im Rheinhafen und infolge des altersbedingten Ausscheidens des stellvertretenden Kommandanten Hans Trede war Ende des Krieges die Wehr ohne Führung. Der vorerst mit der Führung beauftragte Alfred Wenner, Sohn des verstorbenen 1. Kommandanten, wurde von der Wehrmacht zum Kriegsdienst eingezogen. Kurz vor der Besetzung durch französische Truppen musste am 03. April 1945 auf höheren Befehl hin die damalige Luftschutzpolizei (Berufs- und Freiwillige Feuerwehr Karlsruhe wurden damals so genannt) die Fächerstadt unter Mitnahme sämtlicher Feuerlöschfahrzeuge, Geräte und Ausrüstung verlassen. Karlsruhe war daher beim Einmarsch der französischen Truppen am 04. April 1945 ohne jeglichen Feuerschutz. Aufgrund zahlreicher Brände und der vollständigen Vernichtung zahlreicher Gebäude (Reichsbahndirektion, Kaufhaus Hölscher, etc.) verlangte die franz. Besatzungsbehörde von der provisorischen Stadtverwaltung daher die sofortige Aufstellung einer einsatzfähigen Feuerwehr in einer Stärke von mindestens 50 Mann. Der damalige Bürgermeister Heinrich wandte sich daraufhin an den Mühlburger Kameraden Julius Seiler (Hauptbrandmeister) mit der Bitte, sich dieser Aufgabe anzunehmen. Der Stadtverwaltung war bekannt, dass er als Bereitschaftsführer und stellv. Kreisführer der Freiw. Feuerwehr angehörte. Am 15. April 1945 wurde Seiler dann vom franz. Sicherheitsoffizier als Chef der Feuerwehr der Stadt Karlsruhe bestätigt und in der Hauptwache untergebracht. Unter seiner Führung konnten nach franz. Aufzeichnungen im ersten Monat über 70 Brände, davon 32 Kellerbrände mit meist doch sehr beschränkten Mitteln erfolgreich bekämpft werden. Seiler recherchierte währenddessen den Verbleib der abgezogenen Luftschutzpolizei. Er brachte in Erfahrung, dass diese in den Ortschaften Böhringen und Irslingen (Kreis Rottweil) Unterkunft bezogen hatte und erreichte beim franz. Feuerwehroffizier die Erlaubnis, die Rückführung der Feuerwehrmänner und der Fahrzeuge durchzuführen. Nach und nach wurden die einzelnen Wehren in Karlsruhe wieder aufgebaut und ein ausreichender Feuerschutz sichergestellt. Auch die Mühlburger Wehr stand nach drei Jahren wieder auf festen Beinen. Ein Großteil der alten Kameraden war gezeichnet vom Krieg und hatte verständlicherweise, nicht zuletzt auch altersbedingt, wenig Lust mehr sich in der Wehr einzubringen. So galt es eine der großen Hürden zu überwinden, neue Kameraden zu gewinnen und diese entsprechend auszubilden. Die Bilder zeigen eine Übung anlässlich des 100-jährigen Jubiläums 1948 bei der Malzfabrik Wimpfheimer (Hardtstr.) sowie den bereits genannten Kameraden Julius Seiler, als kommissarischen Leiter der Berufsfeuerwehr. Die Feierlichkeiten zum Jubiläum fielen jedoch ansonsten sehr bescheiden aus, da die Folgen des Krieges noch immer zu spüren waren. Auf einem der Bilder sieht man den Bereich rund um das alte Mühlburger Bahnhofsgebäude, welches heute als Kinder- und Jugendhaus des Stadtjugendausschuss e.V. auf dem Fliederplatz dient. Die Gleise sind heute ebenso wie das Fabrikgebäude nicht mehr vorhanden.
Am 14. März 1946 schied Julius Seiler nach elf Monaten als kommissarischer Leiter der Städtischen Berufsfeuerwehr aus dem Dienst aus und übergab sein Amt in neue Hände. Während diesen elf Monaten legte er viele Grundsteine für den Wiederaufbau sowohl von Berufs- als auch von Freiwilliger Feuerwehr in Karlsruhe nach Kriegsende.


07.04.2023
Zeitlich gesehen bleiben wir mit den heutigen Bildern in der Nachkriegszeit und sehen einen Ausflug der Wehr im Jahre 1949. Mit zwei Bussen startete dieser für die Wehrmänner und ihre Frauen am Peter-und-Paul-Platz. Deutlich zu erkennen sind hier noch die Zerstörungen des 2. Weltkrieges, die große Teile Mühlburgs getroffen haben.


15.04.2023
Anlässlich des 110-jährigen Jubiläums im Jahre 1958 fand ein Festumzug mit zahlreichen befreundeten Wehren aus der Umgebung statt. Auf den Bildern sieht man einen Teil des Umzugs in der Herderstraße, welche die Grenze zwischen Mühlburg und der Weststadt markiert. Zum Vergleich sieht man im dritten Bild, was sich dort seither verändert hat.


21.04.2023
Im Oktober 1962 konnte sich die Mühlburger Bevölkerung auf dem Gelände der Firma Seneca bei einer angenommenen Brandlage ein Bild der Leistungsfähigkeit ihrer Wehr machen. Als Zuschauer konnten dort auch Branddirektor Farrenkopf, Gäste der finnischen Feuerwehr aus Helsinki, Stadträte sowie Vertreter verschiedener Freiwilliger Feuerwehren und Werksfeuerwehren begrüßt werden. Die Firma Seneca befand sich damals im Bereich des Mühlburger Bahnhofs, wo heute der Fliederplatz ist. Das ehemalige Bahnhofsgebäude dient heute dem Stadtjugendausschuss als Kinder- und Jugendhaus. In den späten 70er Jahren wurden in der Kärcherstraße auf dem alten Betriebsgelände mehrere Wohngebäude errichtet.


29.04.2023
Im Jahre 1966 fand vom vom 08. bis 10. Juli der erste Baden-Württembergische Landesfeuerwehrtag in Karlsruhe statt. Anlässlich dieses Ereignisses waren auf mehreren Plätzen in der Stadt Löschvorführungen angesetzt. Auch die Mühlburger Wehr nahm daran teil und wurde dem Stephansplatz zugeteilt, wo ein LKW Brand simuliert wurde. Vor dem Rathaus der Stadt Karlsruhe gab es während des Landesfeuerwehrtages einen Festzug der anwesenden Wehren.


07.05.2023
Am 24. Juni 1967 fand im hinteren Schulhof ein Tag der offenen Tür statt. In dieser Form waren wir eine der ersten Karlsruher Abteilungswehren, welche in dieser Art an die Öffentlichkeit getreten ist. Den Besuchern wurde auf dem Hof die Ausrüstung der Feuerwehr erklärt und in der Fahrzeughalle Bildmaterial aus der Geschichte der Mühlburger Wehr über einen Filmprojektor vorgeführt. Die Branddirektion stellte eine mechanische Kraftfahrdrehleiter zur Verfügung, welche ebenfalls auf dem Schulhof vorgeführt wurde. Auf dem zweiten Bild sieht man Kameraden der Wehr vor einem zur Hardtschule gehörenden Gebäudeteil, der später im Zusammenhang mit dem Bau der Karlsruher Südtangente abgerissen wurde. Auch dieses Jahr öffnen wir wieder unsere Türen für Sie. Besuchen Sie unser Jubiläumsfest am 23. und 24. September am Feuerwehrhaus in der Hardtstraße 5. Ein vielfältiges Rahmenprogramm und Speisen aus unserer Feuerwehrküche warten auf Sie.


12.05.2023
Am 3.5.1969 konnte das neue Gerätehaus von unserer Wehr übernommen werden. Durch die Erweiterung war es fortan nun auch möglich Unterrichte im Feuerwehrhaus abzuhalten und nach der Übung gemütlich im Kameradenkreis zu sitzen. Zuvor stand der Wehr neben der Fahrzeughalle nur ein kleiner Raum zur Verfügung. Stark vorangetrieben wurde die Renovierung und Erweiterung durch den Ehrenkommandanten Wenner mit Unterstützung des Stadtrates Ilg. Zur Übergabe des neuen Feuerwehrhauses durch Branddirektor Farrenkopf im Auftrag des Bürgermeisters waren neben Vertretern aus Stadtverwaltung und Politik auch Freunde aus Mühlburger Vereinen anwesend. Für den Radsportverein sprach Herr Vogel, Herr Karcher überbrachte Grußworte des Bürgervereins Mühlburg. Zur musikalischen Umrahmung der Feier sorgte der Fanfarenzug der FF Neureut.
Im Laufe der Zeit wurde das Feuerwehrhaus noch einmal saniert, was auch dazu führte, dass unsere Fahrzeuge heute nicht mehr über den Schulhof sondern gegenüberliegend über die Sternstraße ausrücken.


02.06.2023
Nicht nur wir können auf eine lange Tradition zurückblicken, sondern auch unsere Jugendabteilung. Vor über 50 Jahren, nämlich am 01. Oktober 1969 wurde die Jugendfeuerwehr Mühlburg gegründet. Erster Jugendwart war damals Kamerad Muhsal, der mit 10 Kindern und Jugendlichen die Jugendarbeit aufnahm. Heute, im Jahr 2023, zählt unsere Jugendabteilung 21 Mitglieder, welche die Zukunft unserer Abteilung bilden. Die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass die Jugendarbeit ein wichtiger Bestandteil für freiwillige Feuerwehren ist. Neben einem Großteil unserer aktiven Kameraden sind auch viele ehemalige Abteilungskommandanten und Führungskräfte in der Jugendfeuerwehr groß geworden. In der Jugendfeuerwehr aktiv werden können heute interessierte Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 17 Jahren.
Aktuell stecken wir mitten in den Vorbereitungen für unser großes Jubiläumswochenende am 23. & 24. September. Dennoch versuchen wir auch weiterhin möglichst regelmäßig einen chronologischen Einblick in 175 Jahre Mühlburger Feuerwehrgeschichte zu ermöglichen, indem wir alte Aufnahmen aus unserem Archiv sichten und digitalisieren.